
Sechser
Heterotopischer Nachtclub
Um einen einzigartigen kosmopoliten Club in Wien ins Leben zu rufen, wurden zwei unterirdische Geschoße eines ehemaligen Nachtclubs, des Palais Palffy, vollkommen neu interpretiert und transformiert. Das Gestaltungskonzept des neuen Lokals ist manieristisch. Der Manierismus, welcher im historischen Kontext immer eine Zeit der Umbrüche darstellt und mit Stichwörtern wie ungewöhnlich geziert, gekünstelt oder abstrus gleichgesetzt wird, ist momentan wieder aktuell. Im Sinne dieser Aktualität wurde durch Stilbrüche und Opulenz dieser Raum gestaltet, jedoch mit hochwertigen Materialien wie Marmor und edelsten Stoffen und Tapeten von House of Hackney London.

Ort
1010 Wien, Österreich
Jahr
2020
Kategorie
Nachtclub
Fotos
Severin Wurnig
In Auftrag gegeben von
Sechser Betriebs GmbH
Ungewöhnliche Deckenkonstruktion
Die Herausforderung bei diesem Projekt war, die typischen Kellerräume in eine extravagante Welt umzuwandeln. Damit die Gäste des Clubs den Raum nicht als unterirdische Kellergeschoße wahrnehmen, ersetzten wir das typisch charakteristische Tonnengewölbe durch eine dynamische wellenförmige Deckenkonstruktion, welche den Raum in eine ungewöhnliche, verrückte und surreale Welt transformiert – man könnte meinen, die Decke lebt.

Heterotopie (aus gr. hetero (anders) und topos (Ort)) ist ein von Michel Foucault in einer frühen Phase (1967) seiner Philosophie kurzzeitig verwendeter Begriff für Räume bzw. Orte und ihre ordnungssystematische Bedeutung, die die zu einer Zeit vorgegebenen Normen nur zum Teil oder nicht vollständig umgesetzt haben oder die nach eigenen Regeln funktionieren. Foucault nimmt an, dass es Räume gibt, die in besonderer Weise gesellschaftliche Verhältnisse reflektieren, indem sie sie repräsentieren, negieren oder umkehren.

Komplexes Raumerlebnis
Durch die Decke manifestiert sich das Nicht-Vorhersehbare, wodurch die Komplexität des gesamten Raumerlebnisses unterstrichen wird. Durch geschwungene Formen wird die Heterotopie des Raumes betont, um Verwirrung und Komplexität hervorzurufen. Mittels heftiger Farben, Muster, Formen und Spiegelungen wurde bei Sechser eine dekadente, opulente eigene Welt kreiert, die nicht eindeutig zuordenbar ist. Sie ist aus dem Zusammenspiel von Form, Funktion und Materialität entstanden.
Sechser ist durch seine Dimension und „Funktion“ als Bar und Club am Ende mehr als nur ein Raum – es birgt eine bunte Facette an Raumphänomenen. Sechser ist physikalischer Raum als Objekt, ästhetischer und bestimmter Raum als Kunstgegenstand, physiologischer Raum, als Körpererfahrung, psychologischer Raum als Erfahrungsraum und metaphysischer Raum, als Heterotopie.