
ÖBB Illrainhof
Umbau und Sanierung
Ort
Bludenz, Österreich
Jahr
2024
Kategorie
Wohnen
Bilder
Söhne&Partner Architekten
Was
Wettbewerbsbeitrag
Projekt Illrainhof – Sanierung der historischen Wohnanlage
Der Illrainhof in der Klarenbrunnstraße 32, 1925 als erste Arbeitersiedlung dieser Art in Bludenz erbaut, ist ein bedeutendes architektonisches Zeugnis der Stadtgeschichte. Die liebevoll „Spritzerbau“ genannte Wohnanlage ist seit fast 100 Jahren eng mit der Entwicklung der Stadt und der Österreichischen Bundesbahnen verbunden. Die Sanierung und der Erhalt des Illrainhofs sind sowohl de ÖBB als auch der Stadt Bludenz ein besonderes Anliegen. Ziel des Projekts ist es, die historische Substanz zu bewahren und die Wohnanlage zukunftsfähig und nachhaltig zu gestalten, um ihre Bedeutung für kommende Generationen zu sichern.

Architektonische Merkmale
Die Baukörper sind kompakt gestaltet und orientieren sich an den Proportionen der umliegenden Bebauung. Mit geschickt eingeschnittenen Loggien, die mehr Privatheit und Sonnenschutz als Balkone bieten, öffnen sich die Gebäude zur Umgebung hin. Die Proportionen der einzelnen Baukörper sind städtisch orientiert, gleichzeitig aber maßstäblich auf die örtlichen Gegebenheiten und den Bauplatz zugeschnitten.
Gebäudekonzeption und Konstruktion
Als Tragwerkskonzept wird ein hybrides Holz-Beton-Verbundsystem vorgeschlagen, das eine wirtschaftliche Errichtung ermöglicht und gleichzeitig charakterbildend für ein zeitgemäßes Bauen ist. Die einfache Formensprache der Baukörper sowie ein kompaktes Untergeschoss beschleunigen den Bauprozess und tragen zur wirtschaftlichen Errichtung des Projekts bei. Vorgefertigte Deckenelemente beschleunigen den Bauprozess und prägen das Erscheinungsbild der Gebäude. Gleichzeitig gewährleistet die Materialwahl einen hohen Schall- und Wärmeschutz, was die Funktionalität und Effizienz des Projekts steigert.

Städtebauliche Identität und Flexibilität
Die Gebäude fungieren als Schnittstelle zwischen der urbanen Bebauungsform und der lebendigen Struktur der umliegenden Bebauung. Die neue, dynamische Bauweise fügt sich harmonisch in das Stadtbild ein. Durch die Neuinterpretation dieser stilprägenden Struktur entsteht eine starke Identifikation mit dem Ort und seiner Geschichte. Die Gebäudehöhe staffelt sich in Richtung Stadtzentrum, was eine natürliche Gliederung und Eingliederung in den städtischen Raum ermöglicht.



Freiraumgestaltung und Mikroklima
Die Gestaltung der Freiräume basiert auf fließenden Hofstrukturen, die eine enge Verbindung zwischen den Gebäuden und ihrer Umgebung schaffen. Der geringe Versiegelungsgrad der Flächen sowie extensive Dachbegrünungen tragen dazu bei, ein angenehmes Mikroklima zu schaffen. Die Höfe, die zu großen Grünflächen verbunden sind, fördern die Artenvielfalt und schaffen naturnahe Lebensräume in der Stadt. Erdgebundene Fassadenbegrünungen sorgen zusätzlich für ein grünes Stadtbild.

Wohnqualität und Funktionalität
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der funktionalen Qualität der Wohnungen. Ein Großteil der Wohneinheiten ist zweiseitig orientiert, was eine optimale Belichtung und Belüftung zur Folge hat. Auch die Anordnung der Wohn- und Essbereiche wurde bei der Gestaltung der Wohnungen besonders berücksichtigt, wobei diese in der Regel zu drei Seiten ausgerichtet sind, was besonders attraktive und einzigartige Räume schafft. Die Wohnungen für Schichtarbeiter:innen sind, wie gefordert, nach Osten ausgerichtet, um den spezifischen Anforderungen der Bewohner:innen gerecht zu werden. Um Lärmstörungen zu minimieren, sind diese Wohnungen auf einen Gebäudeblock zentriert. Die Gebäude überzeugen durch ihre flexible Nutzung, insbesondere im Sockelgeschoss, das durch seine Bauweise und Raumhöhe vielseitig umnutzbar ist. Weiters sind barrierefreie und anpassbare Wohnungen eingeplant.
Neubau und Neuinterpretation der Hofstruktur
Das vorliegende Projekt basiert auf einer modernen Neuinterpretation der klassischen Hofstruktur, die eng in die städtische Bebauungsstruktur eingebunden ist. Ziel ist es, vielfältige und lebendige Innenhöfe in einer harmonischen Maßstäblichkeit zu schaffen, die sowohl dem städtischen Kontext als auch dem menschlichen Maßstab gerecht werden. Durch die Zonierung der Höfe und die gezielte Grünraumgestaltung entsteht eine hohe Privatsphäre, während die Ausblicke auf die Grünflächen eine hohe Lebensqualität bieten. Zudem wird die im Bestand vorhandene halböffentliche Durchwegung und der Durchblick von der Kaltenbrunnerstraße Richtung Illrain stärker akzentuiert. Die Parkgarage ist zentral situiert und so angeordnet, dass alle Gebäude, einschließlich der Bestandsgebäude, einen direkten Anschluss haben.

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
Zur primären Wärmeerzeugung werden Tiefensonden vorgeschlagen, die im Bedarfsfall auch zur Kühlung genutzt werden können. Darüber hinaus sind auf den extensiv begrünten Biodiversitätsdächern großflächige Photovoltaikanlagen vorgesehen. Diese tragen zur umweltfreundlichen Energieerzeugung bei. Außenliegende Sonnenschutzelemente sind selbstverständlich vorgesehen, um den Wohnkomfort zu maximieren.
